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Was passiert, wenn ich NICHT regelmäßig voll auflade?
Das ist eine sehr wichtige Frage, denn tatsächlich ist das nicht vollständige Aufladen die häufigste Ursache für den verfrühten Tod von Blei-AGM-Akkus in Mobilitätshilfen.
Hier ist genau erklärt, was chemisch passiert und warum das für den Rollstuhl oder Scooter so problematisch ist.
1. Das chemische Problem: Sulfatierung
Wenn Sie einen Blei-Akku (egal ob Gel oder AGM) entladen, bildet sich an den Bleiplatten im Inneren Bleisulfat. Das ist ein ganz normaler Vorgang.
- Beim Vollladen: Wird dieses Bleisulfat wieder in Blei und Säure zurückverwandelt. Der Akku ist wieder „frisch“.
- Beim unvollständigen Laden: Bleibt ein Rest Bleisulfat auf den Platten zurück.
Die Gefahr: Wenn dieses restliche Sulfat nicht zeitnah durch eine vollständige Ladung entfernt wird, verhärten sich die weichen Kristalle zu groben, harten Kristallen. Das nennt man Sulfatierung. Diese harten Kristalle lassen sich durch normales Laden nicht mehr zurückwandeln. Sie wirken wie eine Isolierschicht und nehmen nicht mehr an der Stromspeicherung teil.
2. Die praktischen Folgen für Ihren Rollstuhl/Scooter
Wenn Sie den Akku regelmäßig nur teilweise laden (z. B. nur 2 Stunden anstecken, obwohl 8 nötig wären), passieren drei Dinge:
- Kapazitätsverlust (Reichweite sinkt): Da Teile der Platten „versteinert“ (sulfatiert) sind, steht weniger aktive Fläche zur Verfügung. Ein 50 Ah Akku wirkt nach einiger Zeit vielleicht nur noch wie ein 20 Ah Akku. Sie kommen nicht mehr so weit.
- Scheinbare Vollladung: Das Ladegerät springt viel zu schnell auf „Grün“ (Voll), weil der Innenwiderstand durch die Kristalle gestiegen ist. Sie fahren los, und nach wenigen Kilometern bricht die Spannung ein und der Rollstuhl bleibt stehen.
- Kein Memory-Effekt: Anders als früher bei Nickel-Cadmium-Akkus gibt es hier keinen „Memory-Effekt“. Es ist schlimmer: Es ist ein dauerhafter chemischer Verschleiß.
3. Warum die letzten 20% so wichtig sind
Ein Blei-Ladegerät arbeitet in Phasen. Die erste Phase (Hauptladung) geht schnell. Aber die letzte Phase (Absorptionsphase), in der die letzten 10–20% geladen werden, dauert oft mehrere Stunden. Genau in dieser langen, langsamen Phase wird das hartnäckige Sulfat geknackt und die Zellen werden „balanciert“ (angeglichen). Brechen Sie das Laden vorher ab, fehlt dem Akku genau diese „Pflegephase“.
Die goldene Regel für AGM-Akkus
Um Ihre Akkus zu retten, sollten Sie folgende Gewohnheit etablieren:
„Lieber einmal lange über Nacht als oft nur kurz.“
- Laden Sie immer voll: Stecken Sie den Scooter/Rollstuhl idealerweise nach jeder Nutzung (oder spätestens, wenn die Anzeige unter 50-70% fällt) an und lassen Sie ihn über Nacht (min. 8–12 Stunden) dran.
- Ladegerät dranlassen: Moderne Ladegeräte schalten auf „Erhaltungsladung“, wenn der Akku voll ist. Es schadet nicht, wenn er morgens noch 2 Stunden länger dran hängt – im Gegenteil, das tut ihm gut.
- Vermeiden Sie Zwischenladungen: Wenn Sie nur 30 Minuten Zeit haben, bringt das Laden fast nichts für die chemische Gesundheit des Akkus. Warten Sie lieber, bis Sie ihn komplett durchladen können.
Ein möglicher nächster Schritt für Sie
Überprüfen Sie einmal Ihr Ladegerät: Wenn die Leuchte auf „Grün“ springt, lassen Sie es beim nächsten Mal bewusst noch zwei Stunden länger angeschlossen, um sicherzustellen, dass die Ausgleichsladung wirklich abgeschlossen ist.